Ballett, Südpolarmeer, Hochseegitarre
Sechs Kurzfilme sind in der diesjährigen Ocean Film Tour zu sehen. Dabei geht es im Vergleich zu vergleichbaren Actionfilmtouren früherer Jahre weniger um die noch spektakuläreren und mit zermürbenden Takten untermauerten Filmeinstellungen. Vielmehr scheint es eine Rückbesinnung auf die Qualität sorgfältiger und dafür umso packenderer Reportage zu geben. Hier Infos zu drei der Videos, zwei von ihnen sind zwar einerseits Teaser und damit Werbung für jeweils größere Werke der selben Protagonisten, dennoch muss man selbst diesen Kurzformen ihre Eigenständigkeit zugestehen. Es machte Freude zuzusehen!
Julie Gautier taucht ohne Atemgerät, also “frei” im Apnoe-Stil. Und sie tanzt. In beidem fühlt sie sich nicht als Top-Athletin – eine Sichtweise, die freilich nur bei perfektionistischer Grundeinstellung nachvollziehbar ist. Sie verbindet beides und tanzt unter Wasser – das Luftanhalten ist bei ihr ja nicht da Problem. Die Bewegungen – sorry! – fließen, wie schön!
Illegal fischende Trawler für Tief-Stellnetze im Südpolarmeer zu suchen, das ist alleine unter maritimer Perspektive gewiss das Gegenteil eines sonntäglichen Segelausflugs auf dem Wannsee. Einen solchen Trawler zudem während Wochen zu verfolgen und schließlich zu stellen, das dokumentierte die Reportage “Chasing the Thunder”, Thunder ist der Name des Trawlers, in dessen Kielwasser die Aktivisten 10.000 Seemeilen weit dampfen. Die Organisation Sea Shepherd führt solche “Reisen” seit Jahren regelmäßig durch. Die Trawler-Crew beschließt, genervt von den Sea Shepherds, ihr Schiff aufzugeben, geht in die Rettungsinseln und versenkt ihren Trawler. Eine der wenigen Situationen, in denen ein schauriger Untergang als Erfolg verbucht werden kann.
Einfach mal lossegeln, obwohl die Segelkenntnisse in ein Schnapsglas passen. Mit der günstigsten verfügbaren Yacht starteten die beiden Musiker und Tontechniker Hannes und Ben von Sidney aus mit Kurs Berlin. Musik ist internationale Sprache, das spielen die beiden aus: In Häfen nehmen sie regionale Künstler auf und spielen deren Tonspur im kommenden Hafen weiteren lokalen Musikern in die Kopfhörer, diese spielen eine weitere Spur dazu ein und sie beginnen oftmals noch ein eigenes Werk. Wer das Schreibspiel kennt, bei dem man mit einem Satz oben auf einem Blatt beginnt, dann einfaltet und immer andere an diesem Text weiterschreiben, hat das Prinzip kapiert. Die so entstanden Stücke sind “von Welt”, also weltklasse. Aber auch die Videoaufnahmen dazu faszinieren, die beiden haben ein Händchen für passende Locations. Hübsch: Im letzten Musiktitel des Videos schleichen die Interpreten auf die Bühne und spielen das gleiche Lied live ein. Schön, wenn mal nicht der Soundtrack das Video unterstützt, sondern umgekehrt. Insgesamt fünf Delphine. Von fünfen.
Der Vollständigkeit halber: Ja, ich habe die Pressekarte kostenlos erhalten.